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Wiener Konzerthaus1030 Wien

Großer Saal

Concertino: KlangBildKlang

Klänge sehen, Bilder und Farben hören – das Webern Symphonie Orchester der mdw präsentiert Wassily Kandinskys (Rück)-Übersetzung der “Bilder einer Ausstellung” von Modest Mussorgski/ Maurice Ravel. Audio-visuelle Uraufführungen von Studierenden der mdw und der FH St. Pölten versprechen zudem ein einmaliges Erlebnis für Augen und Ohren!

Barrierefrei

Keine Veranstaltungen.

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LUX – TENEBRAE

Akademie der bildenden Künste WienSchillerplatz 31010 Wien

Aula

Barrierefrei

PROGRAMM

Heinrich Schütz: Da Pacem, Domine
Eric Whitacre: Lux Aurumque
Gregorio Allegri: Miserere
William Albright: An Alleluja Super-Round
Morton Feldman: Rothko Chapel
Benjamin Britten: Hymn to St Cecilia
Thomas Tallis: Spem in alium

Über das Programm

Können Klänge sichtbar werden? Können wir Bilder, Farben und Bewegungen hören? Welche Verbindungen gibt es zwischen Musik und Architektur?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das interdisziplinäre Projekt KlangBildKlang, und sie waren auch der Ausgangspunkt für das heutige Konzert. Es ist, wenn Sie so wollen, der Versuch einer Annäherung an eine Antwort mit den Mitteln der Chormusik: Der Bogen des heutigen Abends spannt sich von Chorwerken aus dem 16. bis ins 21. Jahrhundert, wir bewegen uns im Spannungsfeld von Licht und Dunkel, wir machen die Bilder des amerikanischen Malers Mark Rothko hörbar und die Klänge von Tomas Tallis sichtbar. Und welcher Konzertort würde sich dafür besser eignen als dieser Raum, die Aula der Universität für Bildende Kunst, sozusagen das Tor, die Einstimmung auf einen der bedeutenden Tempel der Malerei in Wien.

Der Chor begrüßt das Publikum mit Da Pacem Domine. Diese Motette von Heinrich Schütz eröffnete im Jahr 1627 den Reichstag von Mühlhausen. Mitten in den Religionskriegen versammelten sich der Kaiser und die Kurfürsten, um Wege aus der Misere zu finden.  Schütz fängt in seiner Komposition diese schwierige Situation diplomatisch klug und symbolträchtig ein: Er teilt den Chor in zwei Gruppen, die eine stand am Kirchenportal und empfing die ankommenden hohen Herren mit huldigenden Vivat-Rufen, die andere begrüßte sie im Kirchenraum mit der Friedensbitte „Da pacem domine in diebus nostris“ (Herr, gib Frieden in diesen Tagen) – in lateinischer Sprache vertont, um im protestantischen Umfeld die katholischen Fürsten nicht vor den Kopf zu stoßen. Am Ende des Werks stimmten dann beide Gruppen in den Friedens-Ruf ein, eine Mahnung des Komponisten an die Fürsten, ihrem eigentlichen Auftrag, für den sie hergekommen waren, nachzukommen. Ein Werk, wie es heute aktueller nicht sein könnte…

Das Werk Lux Aurumque stammt vom populären amerikanischen Komponisten Eric Whitacre und entstand im Jahr 2000 nach einem Gedicht von Edward Esch. Das goldene Licht, das hier in ruhigen, magisch-schillernden Klängen von den Engeln besungen wird, gilt dem neugeborenen Jesus-Kind.

Gregorio Allegri komponierte sein Miserere vermutlich in den 1630er Jahren, während seiner Zeit als Kapellsänger in der Sixtinischen Kapelle. Es handelt sich dabei um eine Vertonung des 51. Psalms, der fixer Bestandteil der Morgenliturgien der Karwoche war. In der gelebten Praxis entwickelten sich im Laufe der Zeit zahlreiche Ornamente und Verzierungen, die das Werk enorm populär machten. Dass das Werk ausschließlich in der Sixtinischen Kapelle und in der Karwoche aufgeführt werden durfte – und es streng verboten war, Abschriften weiterzugeben – war mit ein Grund für die geheimnisvolle Aura des Werks. Das funktionierte angeblich bis zu jenem Tag im April 1770, als der 14-jährige Mozart aufmerksam der Musik lauschte – und das Stück anschließend aus dem Gedächtnis niederschrieb. Ob Mozart wohl auch von der mit Sicherheit eindrucksvollen Lichtstimmung in der Kapelle berührt wurde? Traditionellerweise wurde das Stück dort ausschließlich im Schein von Kerzen gesungen, die nach und nach ausgeblasen wurden, bis das Stück in völliger Dunkelheit endete. Auch die an verschiedenen Orten im Raum aufgestellten Chöre und der Kontrast zu den einstimmig gesungenen Chorälen ziehen bis heute die Zuhörenden in ihren Bann.
Wir haben uns entschlossen, dieses Werk heute in der Originalfassung aus der Zeit des Komponisten aufzuführen.

Wenige Töne und ein einziges Wort „Alleluia“ bilden die Keimzelle von An Alleluia super-round des amerikanischen Organisten und Komponisten William Albright. Geschrieben für einen kirchenmusikalischen Workshop in New York 1973 verwendet Albright kleine Modelle und Fragmente, die rhythmisch frei durch die einzelnen Stimmen wandern. Auch Instrumente sind beteiligt und formen ein faszinierendes Klanggebilde, das sich im Raum um das Publikum herum ausbreitet und wieder vergeht.

„The Rothko Chapel’s mission is to create opportunities for spiritual growth and dialogue that illuminate our shared humanity and inspire action leading to a world in which all are treated with dignity and respect. We envision a time when the inherent worth of all people is respected.” (Mission-Statement der Rothko Chapel)

Im texanischen Houston steht seit 1971 eine überkonfessionelle Kapelle. Sie ist relativ klein, achteckig, fensterlos – und an den Wänden im Innenraum hängen vierzehn rote, schwarze und purpurne, je nach Lichteinfall in den Farben variierende Wandgemälde des Künstlers Mark Rothko. Rothko war von Beginn an in die Konzeption des Gebäudes eingebunden. Nach seinem Freitod 1970 wurde die Kapelle ihm gewidmet. Der mit ihm befreundete Komponist Morton Feldman kreierte im darauffolgenden Jahr ein von diesem Raum inspiriertes Stück, das ebenso ein Tribut für den Maler Rothko ist: Rothko Chapel. Feldmans Wahl der Instrumentierung, der Klangfarben und Klangbalancen wurden stark vom Raum, aber auch von Rothkos Bildern beeinflusst. „Rothkos Darstellung geht direkt bis zum Rand der Leinwand. Und ich wollte denselben Effekt mit der Musik erzielen. Sie sollte den gesamten achteckigen Raum durchdringen und nicht aus einer bestimmten Distanz gehört werden“ schreibt Feldman zu seiner Komposition. Kaum ein anderes Werk verbindet auf derart enge Weise Klang mit Kunst und Architektur.
Rothko Chapel ist eine Komposition, die ihre Kraft aus meditativer Stille heraus entfaltet: langsam sich wandelnde Klangflächen des Chores, umrahmt von perkussiven Farbtupfern, angeführt und verbunden durch die dunklen Klänge der Viola. Tauchen Sie ein…

Benjamin Britten wurde am 22. November, dem Namenstag der Heiligen Cecilia geboren. Vielleicht fühlte er sich deshalb der Schutzheiligen der Musik so verbunden, dass er sich bereits früh mit dem Gedanken beschäftigte, ihr zu Ehren eine Hymn to Cecilia zu komponieren – genauso, wie es vor ihm bereits Henry Purcell, Georg Friedrich Händel oder Hubert Parry getan hatten. Der Text stammte vom befreundeten Dichter Wystan Hugh Auden.
Britten begann mit dem Werk in den USA im Jahre 1942, auf der Überfahrt zurück nach Europa wurden die Noten allerdings konfisziert, weil man befürchtete, es könnte sich um eine Art Geheimcode handeln. Zurück in England musste er das Werk rekonstruieren und fertig stellen.
„Erscheine allen Musikschaffenden in Visionen und inspiriere sie“ lautet das Motto des Werks, das refrainartig wiederkehrt und leicht variiert die einzelnen Teile der Komposition umrahmt.

Thomas Tallis’ 40stimmige Motette Spem in alium ist zweifellos eine der bemerkenswertesten Kompositionen der Musikgeschichte. Entstanden ist es um 1565 in – der Legende nach als Folge eines Wettstreits: Kurz zuvor war in London ein vielstimmiges Werk des Italieners Alessandro Striggio aufgeführt worden, woraufhin ein Adeliger die damaligen englischen Komponist_innen herausforderte, es ihm gleichzutun. Thomas Tallis, einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit, nahm die Herausforderung an und schrieb ein Werk, das an Kunstfertigkeit und Klangpracht bis heute seinesgleichen sucht:

Tallis teilte die 40 Stimmen in 8 Chöre auf, die Sie rund um den Saal herum positioniert sehen: Chor 1 rechts vorne, und dann entgegen dem Uhrzeigersinn um das Publikum herum bis zum Chor 8.
Das Werk beginnt mit einer einzelnen Stimme im Chor 1, nach und nach kommen weitere dazu, der Klang bewegt sich im Kreis, bis – sicher kein Zufall – im Takt 40 erstmals alle 40 Stimmen erklingen. Anschließend bewegt sich der Klang in die andere Richtung, von Chor 8 wieder zurück zu Chor 1. Es folgt ein Abschnitt, wo die Chöre miteinander in Dialog treten und sich abwechselnd aus verschiedenen Richtungen des Raums zusingen.

Spem in alium ist auch das erste Werk der Musikgeschichte, das bewusst mit dem dramaturgischen Effekt von Generalpausen spielt. Ganz besonders am Ende: Hier setzen alle Stimmen piano ein, bevor sich das Werk ein letztes Mal aufbaut. Es ist somit nicht nur ein Beispiel höchster kontrapunktischer Kunstfertigkeit, es ist auch ein Stück Musik gewordener Architektur, das den Raum und das Live-Hörerlebnis braucht, um seine volle Wirkung zu entfalten. Aufnahmen werden diesem Werk nicht gerecht. Das macht jede der seltenen Aufführungen dieses Werks zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Vielleicht ist das mit ein Grund, warum in letzter Zeit ein Kult um dieses Werk herum entstanden ist: Es gibt Aufführungen, wo zwei Sänger eine Stimme nach der anderen aufbauend aufnehmen und so das Werk in fast 9 Stunden vor der geduldigen Zuhörer_innenschaft vervollständigen. Es gibt in Kanada einen Raum mit 40 Lautsprechern, in dem das Werk aus verschiedenen Perspektiven gehört werden kann. Es gibt in London ein Spem in alium-Festival, wo sich alle paar Jahre begeisterte Sänger_innen treffen, das Werk einstudieren und zur Aufführung bringen – und immer auch ein weiteres 40-stimmiges Werk dafür in Auftrag geben.

Alois Glaßner & Cordelia Vana

Mitwirkende

Ensemble

Viola: Uros Panic
Percussion: Julian Gruber & Matei Bolnavu
Celesta, Orgelpositiv: Daniel Freistetter
Violoncello: Weronika Strugala, Kontrabass: Christopher Bainbridge
Spem in alium-Ensemble: Peter Kautzky, Stephanie Leandro, Namdar Majidi, Eva Märzinger, Chloe Randall, Stephanie Toth, Carolin Wang, Małgorzata Wójcik

WebernKammerchor

Sopran: Jeanne Bégard, Chiara Höbert, Sophia Khutsishvili, Olena Kravchenko, Sofia Lacarin, Tanya Malykh, Clarissa Merz, Anastasia Palii, Laura Veniss, Theresa Weiß, Aloisa Wetter, Marie Winnecke, Heidrun Wurm

Alt: Sara Ballwein, Emma Lily Karier, Eva Klebel, Tabea Kletzer, Pia Langhals, Sophia Loos, Yerry Park, Cecilia Roche, Madalina Scutari, Cordelia Vana, Tanja Wimmeder, Brigitte Wurzer

Tenor: Matthias Achleitner, Benedikt Holter, Sandro Kemter, Fabio Lahass, Leon Feichter, Chun-Shih Lin, Daniel López-Cortés, Foivos , Sviatoslav Rozdobudko, Rodrigo Sámano Albarrán, Michael Schneider, Alessandro Zerilli

Bass: Benjamin Dluhos, Fabio Felsberger, Piero Felsberger, Simon Helm, David Jussel, Joseph Pölz, Guram Tsintsadze, Andrés Uribe Jiménez, Tobias Weiß, Oliver Zinn

Tickets (ausschließlich Abendkassa)

EUR 15 regulär, EUR 10 für Studierende

Credit: Ulrich Wagner